Nordrhein-Westfalen zum Leitmarkt für 5G entwickeln

Diese Woche fiel der Startschuss für das neue Forschungsprojekt „Competence Center 5G.NRW“ (CC5G.NRW). Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Volker Gruhn wird dazu beitragen, die Potenziale von 5G im Hinblick auf Geschäftsmodell-Innovationen untersuchen zu können.

 

Die neue Mobilfunkgeneration 5G bildet die Basis für einen immensen Innovationsschub. Für die zunehmende industrielle Digitalisierung wird 5G die erforderliche Qualität, Geschwindigkeit und Kapazität der Vernetzung und Datenübertragung realisieren. Anwendungen wie zum Beispiel autonomes Fahren, Remote-Roboterchirurgie und Augmented-Reality-Support in Wartungs- und Reparatursituationen werden ermöglicht und dabei stetig verbessert.

 

Das neue Forschungsprojekt „Competence Center 5G.NRW“ (CC5G.NRW) zielt darauf, Nordrhein-Westfalen zum Leitmarkt für 5G zu entwickeln. Es werden technische Eintrittshürden für Unternehmen reduziert, wirtschaftliche Potenziale für die vertikalen Märkte – wie Automotive und Mobilität, Energie, Lebensmittel und Landwirtschaft, Smart Cities, Gesundheitswesen und Produktion und viele mehr – entwickelt und die Innovationsdiffusion beschleunigt. Das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen fördert das Vorhaben mit insgesamt 3,3 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren. Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen übergab am Vormittag den Förderbescheid an Vertreter des Projektkonsortiums.

 

Konsortium will die Einführung der 5G-Technik forcieren

 

Das Competence Center 5G.NRW wird getragen von vier starken Partnern: Unter der Konsortialführung durch das SIKoM+ an der Bergischen Universität Wuppertal sind die Universität Duisburg-Essen, die Technische Universität Dortmund sowie das FIR an der RWTH Aachen beteiligt.

 

„Als schlagkräftiges Konsortium möchten wir die Einführung der 5G-Technik forcieren, um deren Stärken und auch Schwächen in der Praxis zu überprüfen und daraus realistische Empfehlungen für den Einsatz abzuleiten sowie zur Optimierung der Systeme beizutragen“, fasst Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel, Vorstand des SIKoM+, zusammen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Realisierung von 5G-Anwendungsfällen mit kleinen und mittleren Unternehmen im Rahmen von Experimentalplattformen und Demonstrationslaboren. „Die Validierung von 5G-Schlüsseleigenschaften, die Integration mit Nicht-5G-Technologien sowie die Bestimmung der Anwendungsperformance mit anschließender Multiplikation der Ergebnisse für 5G-Anwender und NRW-Stakeholder haben wir uns zur Aufgabe gemacht.“

 

Schwerpunkt der Wuppertaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ein kontinuierliches Technologiemonitoring. „Wir analysieren aktuelle 5G-Entwicklungslinien, deren Potenziale und schauen auch schon auf den übernächsten Mobilfunkstandard 6G“, erklärt Monika Gatzke, SIKoM-Forscherin und Leiterin des neuen Competence Center 5G.NRW. Darüber hinaus nehmen die Wuppertaler Wissenschaftler Übertragbarkeitspotenziale für 5G-Anwenderbranchen in den Blick und erstellen eine Taxonomie zur Klassifikation von 5G-basierten Innovationen mit besonderem Fokus auf Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit sowie Bandbreite als Innovationsauslöser. „Entstehen soll außerdem ein nachhaltiges 5G-Innovationsnetzwerk, das tragfähige Kooperationsbeziehungen in NRW zwischen Telekommunikations-, Informations- und Anwenderindustrie ermöglicht.“ Schrittweise sollen darin auch nationale und internationale Akteure eingebunden werden.

 

Das Team der Universität Duisburg-Essen (UDE) erforscht Methoden und Verfahren für Entwicklung und Betrieb telekommunikationsgestützter Anwendungen. „Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage der Erfüllung von Anforderungen an der Nahtstelle von klassischen nicht-qualitativen Anforderungen und Anforderungen an Telekommunikations-Services“, erklärt Prof. Dr. Volker Gruhn von der Universität Duisburg-Essen. In diesem Bereich eröffnet 5G neue Möglichkeiten im Hinblick auf Skalierungsfähigkeit, Performanz, Zuverlässigkeit und Robustheit der zu erstellenden Anwendungen. Der UDE-Anwendungsbezug in einer Vielzahl von Branchen (Versicherung, Gesundheit, Entsorgung, Handel) trägt dazu bei, die Potenziale von 5G im Hinblick auf Geschäftsmodellinnovationen untersuchen zu können. 

 

Die TU Dortmund übernimmt den Aufbau und Betrieb einer flexiblen 5G-Experimentalplattform, die in einzigartiger Weise auch in Unternehmen „vor Ort“ die Umsetzung von innovativen 5G-Demonstratoren ermöglicht. Prof. Dr. Christian Wietfeld unterstreicht, dass „neben den hohen Bandbreiten dabei insbesondere die Erfüllung von Qualitätsgarantien für hochzuverlässige und hochskalierbare Kommunikation mittels 5G Network Slicing im Fokus steht.“ Das Team der Dortmunder Wissenschaftler untersucht die Nutzung der aktuell versteigerten 5G-Frequenzen und wird darüber hinaus auch die mobile Gigabit-Übertragung im neu zu erschließenden 5G-Frequenzbereich bei 26 GHz mit neuartigen, dynamisch nachführenden Antennen erproben. Prof. Dr. Gabriele Sadowski, Prorektorin für Forschung, ist erfreut, dass „mit dem Competence Center 5G.NRW eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung im Dortmunder DFG Sonderforschungsbereich 876 und innovativen 5G-Einsatzszenarien in NRW-Unternehmen geschlagen werden kann“.

 

Im Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des FIR e. V. an der RWTH Aachen steht die Erschließung möglicher Digitalisierungsopportunitäten. In der eigens dafür aufgebauten 5G-Modellfabrik soll durch einen systemisch agilen Entwicklungsansatz ein Plattformkonzept für 5G Basistechnologien entwickelt und praxisnah erprobt werden – berücksichtigt wird dabei auch das Management der Informationsflüsse. „Wir zeigen Unternehmen, welche Anwendungsfälle nur mit 5G umgesetzt werden können und was gerade KMU berücksichtigen müssen. Wir bringen Anbieter und Anwender zusammen, um NRW zu einem echten Leitmarkt von 5G-Technologien zu machen“, erklärt Prof. Dr. Volker Stich, Geschäftsführer des FIR. Dr. Violett Zeller, Leiterin des Bereichs Informationsmanagement am FIR, führt aus: „Die praxisnahe Erprobung erst grundlegend erforschter Technologien ist der entscheidende Faktor für erfolgreiche industrielle Anwendungen in kleinen und mittleren Unternehmen.“

 

Kontakt:

Monika Gatzke

Institut für Systemforschung in der Informations-, Kommunikations- und Medientechnologie (SIKoM+)

Telefon 0202/439-1055

www.cc5g.nrw