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Schutz für sicherheitskritische Systeme

Vertrauenswürdigkeit ist die Basis für jede gute Zusammenarbeit. Das gilt für Menschen wie für Maschinen. Professor Lucas Davi und sein Team vom Softwaretechnik-Institut paluno an der Universität Duisburg-Essen haben eine Lösung entwickelt, um die Integrität von eingebetteten Geräten zu prüfen, ohne ihr Laufzeitverhalten zu beeinträchtigen.

Eingebettete Systeme sind in einen größeren technischen Kontext integriert und übernehmen dort – meist unbemerkt vom Nutzer – Steuerungs-, Regelungs- und Datenverarbeitungsaufgaben. Sie arbeiten oft in Netzwerken mit zahlreichen anderen Systemen, z.B. in Autos, Flugzeugen, Haushaltsgeräten und medizinischen Geräten.

„Obwohl eingebettete Systeme in vielen kritischen Bereichen eingesetzt werden, sind sie bezüglich ihrer IT-Sicherheit selten auf dem aktuellsten Stand der Technik“, sagt Professor Davi. „Das liegt unter anderem an den Echtzeitanforderungen, die sie erfüllen müssen.“  Echtzeit bedeutet, dass ein System seine Aufgabe innerhalb einer festgelegten Zeit abarbeiten muss. Sie garantiert, dass z.B. ein Airbag-Steuergerät bei einem Crash exakt zum richtigen Zeitpunkt auslöst. „Diese strengen Zeitvorgaben machen es schwierig, Sicherheitsmechanismen in die Software zu integrieren, weil sie das Laufzeitverhalten der Systeme beeinflussen könnten.“

Mit dem Framework RealSWATT hat das paluno-Team von Professor Davi eine Lösung entwickelt. Sie basiert auf der Technik der Remote Attestation. Bei dieser Methode kann die Vertrauenswürdigkeit eines Geräts aus der Ferne, d.h. vor einer Vernetzung, geprüft werden: Ein Prüfer sendet dem Gerät eine Anfrage, die eine Messung des Softwarezustands veranlasst. Liefert die Messung einen unerwarteten Wert zurück, kann das ein Hinweis für Schadcode sein und eine Vernetzung wird vermieden. Im Gegensatz zu anderen Remote-Attestation-Ansätzen benötigt die Lösung der Essener Sicherheitsforscher dafür keine Hardware-Erweiterungen oder spezielle Sicherheitschips. Sie kann deshalb auf handelsüblichen eingebetteten Geräten eingesetzt werden. Die Attestierung läuft kontinuierlich im Hintergrund auf einem sonst ungenutzten Prozessorkern. 

Anhand einer Infusionspumpe wurde RealSWATT eingehend evaluiert. Manipulationen durch einen simulierten Hackerangriff wurden zuverlässig erkannt und der Echtzeitbetrieb wurde in keiner Weise gestört. Das zeigten auch Tests mit kommerziellen Smart-Home-Geräten. Professor Davi ist sich sicher: „Eingebettete Systeme sind oft viele Jahre im Betrieb und Hackerangriffe können fatale Konsequenzen haben. RealSWATT ist ein praktikabler Ansatz, um mit einfachen Mitteln die Sicherheit zu verbessern.

 

RealSWATT wurde im November 2021 auf der ACM Computer and Communications Security Conference vorgestellt. Die Publikation („Remote Software-based Attestation for Embedded Devices under Realtime Constraints“) und eine kurze Präsentation stehen hier zur Verfügung: https://dl.acm.org/doi/10.1145/3460120.3484788

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